Erschöpfungssyndrom Münster

Myalgische Enzephalomyelitis / Chronisches Erschöpfungssyndrom (MECFS)

Die Myalgische Enzephalomyelitis / Chronisches Erschöpfungssyndrom (MECFS) ist eine schwerwiegende, komplexe und chronische Erkrankung, die durch anhaltende Müdigkeit, eine Vielzahl von neurologischen, immunologischen und körperlichen Symptomen sowie eine signifikante Einschränkung der Lebensqualität gekennzeichnet ist. Trotz jahrelanger Forschung sind die genauen Ursachen und Mechanismen von MECFS noch nicht vollständig geklärt. Es wird angenommen, dass die Erkrankung durch eine Fehlregulation mehrerer Körpersysteme, wie dem Immunsystem, dem autonomen Nervensystem und dem vaskulären System, verursacht wird.

Symptome
Zu den zentralen Symptomen von MECFS gehören:

  • Chronische Müdigkeit, die nicht durch Ruhe oder Schlaf behoben wird.
  • Postexertionale Malaise (PEM), eine Verschlechterung des Gesundheitszustands nach körperlicher oder geistiger Anstrengung, die Tage bis Wochen anhalten kann.
  • Kognitive Beeinträchtigungen, wie Gedächtnis- und Konzentrationsstörungen (Hirnnebel).
  • Muskel- und Gelenkschmerzen, die häufig ohne erkennbare Entzündung auftreten.
  • Schlafstörungen, die sich durch nicht erholsamen Schlaf äußern.
  • Orthostatische Intoleranz, manifestiert durch Schwindel, Ohnmacht und eine Abnahme der Leistungsfähigkeit bei längerem Stehen.
  • Überempfindlichkeit gegenüber Licht, Geräuschen und Gerüchen.

Erklärung der Erkrankung
MECFS betrifft verschiedene Körpersysteme und führt zu einer Vielzahl von Symptomen. Die Ätiologie der Erkrankung ist noch nicht vollständig geklärt, jedoch gibt es mehrere Mechanismen und Zusammenhänge, die eine Rolle spielen könnten.

Dysautonomie
Dysautonomie bezeichnet eine Fehlregulation des autonomen Nervensystems (ANS), das die unbewussten Körperfunktionen wie Herzfrequenz, Blutdruck und Verdauung steuert. Bei MECFS-Patienten führt diese Dysregulation häufig zu Symptomen wie orthostatischer Intoleranz, Schwindel und Tachykardie.

Autoinflammation
Autoinflammation beschreibt eine chronische Entzündungsreaktion, bei der das Immunsystem fälschlicherweise körpereigene Zellen angreift. Diese entzündlichen Prozesse könnten zu den Symptomen wie Müdigkeit, Schmerzen und kognitiven Beeinträchtigungen beitragen.

Endotheliale Dysfunktion
Bei der endothelialen Dysfunktion handelt es sich um eine Störung der Blutgefäßwand, die zu einer verminderten Fähigkeit führt, den Blutdruck und die Blutzirkulation zu regulieren. Dies beeinträchtigt die Sauerstoffversorgung der Gewebe und führt zu Symptomen wie Müdigkeit, Schwindel und Kältegefühl in den Extremitäten.

Mastzellaktivierung
Mastzellaktivierung
ist eine Immunreaktion, bei der Mastzellen übermäßig aktiviert werden, um Entzündungsmediatoren freizusetzen. Dies kann zu Symptomen wie Hautausschlägen, Juckreiz, Atembeschwerden und Schmerzen führen und wird häufig bei MECFS-Patienten beobachtet.

Gefäßregulationsstörung
Gefäßregulationsstörungen
betreffen die Fähigkeit des Körpers, den Blutdruck und die Blutzirkulation an die Bedürfnisse der Gewebe anzupassen. Diese Störung kann zu einer schlechten Durchblutung und einer unzureichenden Sauerstoffversorgung führen, was zu chronischer Müdigkeit beiträgt.

Mitochondriopathie
Mitochondriopathie
bezeichnet eine Funktionsstörung der Mitochondrien, den „Kraftwerken“ der Zellen, die für die Energieproduktion verantwortlich sind. Eine Störung der mitochondrialen Funktion könnte die reduzierte Energieproduktion und damit die chronische Müdigkeit bei MECFS erklären.

Chronische Inflammation
Chronische Entzündungsprozesse spielen eine Rolle bei MECFS, indem sie eine subklinische, aber andauernde Entzündung im Körper verursachen, die die Symptome verschärfen kann.

Kleinfaserneuropathie
Die Kleinfaserneuropathie betrifft die kleinen Nervenfasern, die für Schmerz- und Temperaturempfindungen verantwortlich sind. Eine Schädigung dieser Fasern kann zu Schmerzen, Taubheitsgefühl und abnormalem Temperaturempfinden führen.

Ursachen und Risikofaktoren
Die genauen Ursachen von MECFS sind noch nicht vollständig verstanden, aber einige Faktoren, die mit der Erkrankung in Verbindung stehen, umfassen:

  • Infektionen: Virusinfektionen, insbesondere mit Epstein-Barr-Virus (EBV), Enteroviren oder Coxsackievirus, können MECFS auslösen.
  • Genetische Prädisposition: Eine familiäre Häufung von MECFS deutet auf eine genetische Veranlagung hin.
  • Immunologische Dysregulation: Eine Fehlregulation des Immunsystems, einschließlich Autoimmunerkrankungen und Entzündungsprozessen, wird als eine der Hauptursachen für MECFS betrachtet.
  • Mitochondriale Dysfunktion: Eine Beeinträchtigung der mitochondrialen Funktion wird als eine der Hauptursachen für die Müdigkeit und die reduzierte Leistungsfähigkeit bei MECFS vermutet.
  • Umweltfaktoren: Umweltfaktoren wie Toxinexposition, chronischer Stress oder Traumata könnten zur Entwicklung von MECFS beitragen.

Medikamentöse Therapien
Die medikamentöse Behandlung von MECFS konzentriert sich auf die Linderung von Symptomen, da eine kausale Heilung derzeit nicht verfügbar ist. Zu den wichtigsten medikamentösen Strategien gehören:

Neuroinflammation
Zur Bekämpfung der Neuroinflammation werden folgende Medikamente empfohlen:

  • Low-Dose Naltrexone (LDN): LDN hat entzündungshemmende und neuroprotektive Eigenschaften und könnte helfen, die neuroinflammatorischen Prozesse zu modulieren.
  • Low-Dose Apriprazol (LDA): In niedrigen Dosen kann Apriprazol als ein Antipsychotikum auch entzündungshemmende Eigenschaften besitzen und eine positive Wirkung auf neuroinflammatorische Prozesse haben.
  • Antioxidantien: Coenzym Q10, Vitamin D, Omega-3-Fettsäuren und andere Antioxidantien können die mitochondrialen Funktionen unterstützen und entzündungshemmend wirken.

Dysautonomie
Die Behandlung der Dysautonomie umfasst:

  • Fludrocortison: Ein Mineralocorticoid, das hilft, den Blutdruck zu stabilisieren und die Symptome der orthostatischen Intoleranz zu lindern.
  • Midodrin: Ein Alpha-Agonist, der hilft, den Blutdruck zu erhöhen und Schwindel und Ohnmacht zu verhindern.
  • Pyridostigmin: Ein Acetylcholinesterasehemmer, der die cholinerge Funktion unterstützt und orthostatische Symptome lindern kann.
  • Nebivolol: Ein Beta-Blocker, der speziell bei Patienten mit erhöhtem Sympathikus-Tonus zur Regulierung der Kreislauffunktion und der Herzfrequenz eingesetzt wird.

Durchblutungsförderung
Zur Förderung der Durchblutung und Verbesserung der Mikrozirkulation können folgende Substanzen hilfreich sein:

  • Rheologika: Medikamente, die die Fließeigenschaften des Blutes verbessern und somit die Mikrozirkulation optimieren.
  • Vericiguat: Ein Medikament, das die Erweiterung der Blutgefäße fördert, den vaskulären Tonus reguliert und so die Blutzirkulation verbessert.

Nicht-medikamentöse Therapien
Neben den medikamentösen Ansätzen spielen auch nicht-medikamentöse Strategien eine wichtige Rolle:

  • Kognitive Verhaltenstherapie (CBT): Diese Therapie hilft Patienten, ihre Symptome zu bewältigen und gesunde Bewältigungsmechanismen zu entwickeln.
  • Pacing: Eine Technik zur Aktivitätssteuerung, bei der Patienten lernen, ihre Belastung zu dosieren, um PEM zu vermeiden.
  • Ergotherapie: Förderung der Selbstständigkeit und Verbesserung der Alltagsfähigkeiten.

Fazit
MECFS ist eine vielschichtige Erkrankung, die durch eine Fehlregulation verschiedener Körpersysteme verursacht wird. Obwohl die genaue Ätiologie noch unklar ist, zeigen neue Forschungsergebnisse, dass Neuroinflammation, Dysautonomie, Endotheliale Dysfunktion und Mitochondriopathie zentrale Mechanismen bei der Entstehung von MECFS sein könnten. Die Behandlung erfolgt symptomatisch, mit einem Schwerpunkt auf der Modulation der Neuroinflammation, der Dysautonomie und der Durchblutungsförderung. Medikamente wie Low-Dose Naltrexone (LDN), Low-Dose Apriprazol (LDA), Pyridostigmin, Midodrin, Fludrocortison, Vericiguat und Rheologika haben das Potenzial, die Lebensqualität der Patienten zu verbessern und die Symptomatik zu lindern.

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